
Bücherjäger sind die heimlichen Helden der Geschichte. In Zeiten größter Barbarei versuchten sie zu retten, was zu retten war. Ohne die Bücherjäger wüssten wir viel weniger von unserer eigenen Geschichte.
Während Bibliotheken brannten, kirchliche oder weltliche Herrscher systematisch missliebige Literatur vernichteten ließen, sammelten und kopierten sie Manuskripte. Nur, was den engagierten Bücherjägern – zumeist gelehrte Herren oder kultivierte Mönche – in die Hände fiel, was sie aufspürten oder für würdig erachteten, hatte eine Chance auf Überlieferung. So erreichte in nur einem einzigen Exemplar die „Germania“ des Tacitus das Mittelalter. Ohne Tacitus wüssten wir nichts von den schriftlosen Germanen, hätten keine Ahnung von der erfolgreichen Schlacht im Teutoburger Wald. Und doch konnten auch die Bücherjäger nicht verhindern, dass unendlich viel antikes Wissen verloren ging. Fußbodenheizung, Fensterglas, Aquakultur, Aquädukte, Architektur, Medizin, Mathematik.
Wie wäre die Geschichte verlaufen, hätte die Menschheit auf diesem Wissen der Römer und Griechen aufbauen können? In welch fortgeschrittener Gesellschaft würden wir jetzt leben? Und: Sind wir heute davor gefeit, dass unser Wissen untergeht?