Vor einem Jahr hat sich meine enge Freundin und Mitbewohnerin das Leben genommen. Was genau sie dazu bewegt hat, kann sie mir nicht mehr beantworten. Womöglich hatte sie unzählige Gründe. Doch mich beschäftigt seitdem vor allem eine Frage: Könnte es eine Welt geben, in der sie gerne gelebt hätte? Eine Welt, in der Menschen mit ihren Problemen nicht allein gelassen werden, in der wir Zeit und Raum hätten, uns mit den Bedürfnissen von anderen wirklich zu befassen? Eine Welt voller Fürsorge?
Um das herauszufinden, begegnen wir Menschen, die das Kümmern ins Zentrum ihres Lebens gestellt haben. Da ist die Hamburger Schnauze Arnold, der sich 24 Stunden am Tag um seinen schwerbehinderten Sohn kümmert und aus Protest gegen seine Situation das Land in seinem selbstgebauten Hausboot durchquert. Die polnische 24-Stunden-Pflegekraft Bożena, die aus Spaß ihrer 90-jährigen Patientin gelegentlich eine Punk-Frisur föhnt und andere Pflegerinnen unterstützt, für ihre Rechte zu kämpfen. Die indigene Klimaaktivistin Amanda, die nicht mehr mit ansehen will, dass der gesunde Lebensraum ihrer Familie in Peru durch die Klimakrise zerstört wird. Und der Rollstuhlfahrer Samuel, der am liebsten mit seinen Freund*innen die Nächte in der Sauna verbringt und ein inklusives Hausprojekt auf die Beine stellt.
Doch sie alle müssen schmerzlich feststellen, dass Fürsorge in unserer Welt alles andere als leicht ist: Während sie jeden Tag Leben erhalten, geraten sie oft ans Ende ihrer Kräfte. In der öffentlichen Wahrnehmung wird dies kaum bemerkt oder gar wertgeschätzt. Jetzt reicht es ihnen: Sie hören auf zu akzeptieren, dass in unserer Gesellschaft weder Zeit noch Geld da sind, um sich gut um sich und andere zu sorgen. Sie wollen, dass sich alles ändert. Doch wie soll das gehen?