Bis August 1944 wird er darin insgesamt 863 Erschießungen notieren und kommentieren, deren Zeuge er geworden ist. Den Hingerichteten hat Franz Stock seelischen Beistand und letztes Geleit gegeben. Die Wehrmacht hatte ihn als Seelsorger derjenigen bestimmt, die die Besatzer in den Pariser Gefängnissen inhaftiert und dem Tode geweiht haben: Widerstandskämpfer, Geiseln, Spione. Für einige Wenige wird Franz Stock zum Lebensretter. Den zum Tode Verurteilten gibt er das zurück, was ihnen als Erstes genommen wurde: ihre Würde. Franz Stocks „Tagebuch der Erschossenen“ aus Paris steht in einer Reihe mit den Aufzeichnungen von Anne Frank aus Amsterdam und Adam Czerniaków aus dem Warschauer Ghetto. Es ist eine dokumentarische Anklage der Barbarei der Nazis und zugleich ein historisches Zeugnis mit überzeitlicher Bedeutung, das an die Kriege und Besatzerherrschaften von Heute denken lässt. „Abbé“ Stock, ein katholischer deutscher Priester im besetzten Paris, wurde durch sein Wirken und seine Menschlichkeit in Frankreich nach dem Krieg als Held verehrt. Er war ein Wegbereiter der Versöhnung zwischen Deutschen und Franzosen. Der Vorplatz, der zum Mémorial de la France combattante auf dem Mont-Valérien führt, ist nach ihm benannt.
Foto: Franz Stock 1947, links neben dem Apostolische Nuntius Kardinal Roncalli und späteren Papst Johannes XXIII.